Notabene


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Aufnahme:
August/September 1991 im HOUSE-Tonstudio in Karlsdorf
Tontechnik/Mischung: Frank Simml/Jochen Sachse
Cover-Foto: Ute Meißner-Ohl

Seite A

1. Di Grine Kusine (trad.)
2. Goldner Weizen (Unger/Tampier)  
3. The Colliery Gate/You Won't Get Me Down In Your Mines (McCalman/Wilkie/trad.)
4. Der Deserteur (Vian/Semmer)
5. Johnie Cope/The Atholl Highlanders (trad.)  
6. Andre, die das Land so sehr nicht liebten (Kramer/Schmeckenbecher)
7. Irish Coffee (trad.)

Seite B

1. Marche en Sol  /Song For Ye Jacobites  /Princes de mains tenez  
    (Burns/trad.)
2. Movitz wollte sein Student (Bellman/trad.)
3. Notabene (Bellman/trad.)
4. Ulla Winblads Landpartie (Bellman/trad.)
5. In Hagas Zaubergärten (Bellman/trad.)
6. Die Beerdigung von Löffbergs Frau (Bellman/trad.)





Di Grine Kusine

Tsu mir is gekumen a kusine,
schejn wi gold is si gewen, di grine:
Bekelech wi rojte pomerantsn,
fiselech wos betn sich tsum tantsn.

Herelech, wi sejdn-web gelockte,
tsejndelech, wi perelech getokte.
Ejgelech, wi himl-bloj in friling,
lipelech, wi karschelech a tswiling.

Nischt gegangen is si, nor geschprungen,
nischt geredt hot si, nor gesungen,
lebedik un frejlech jeder mine,
ot asoj gewen is majn kusine.

Un asoj ariber senen jorn,
fun majn kusine is a tel geworn,
pejdes hot si wochenlang gekliben,
bis fun ir is gornischt mer gebliben.

Hajnt as ich begegn majn kusine,
un ich freg ir: 's machstu epes grine?
Sift si op un ch'lejen in ir mine:
Brenen sol kolumbuses medine!





Goldner Weizen

Der Wind streicht durch das Weizenfeld, und doch ist Hunger in der Welt,
mit Weizen läßt sich’s gut regier’n, mit Weizen kann man Kriege führ’n.
In Chile machte man den Weizen rar, solang es demokratisch war,
Allende war fürs Brot zu rot – Goldner Weizen, weißes Mehl, blondes Brot.

Und als am Nil noch Weizen stand, da war dort gutes Ackerland.
Geschenkter Weizen wurde eingeführt, das hat die Bauern schnell ruiniert.
Und Baumwolle wächst heute dort, das Land braucht Geld aus dem Export,
denn dafür kauft es Weizenschrot – Goldner Weizen, weißes Mehl, blondes Brot.

Der Wind, der durch den Weizen pfeift, weiß, daß da mehr als Weizen reift.
Börsenkurse, Weltmarktpreise wachsen hier und Macht und Mäuse,
hier wächst aus fetten Bodenfalten fremder Länder Wohlverhalten,
wachsen Krieg und Hungersnot – Goldner Weizen, weißes Mehl, blondes Brot.





The Colliery Gate


Well I live down the road from the Colliery Gate
And the sirene of the shift is the sound I hate
Don't be sick and don't be late ...
There is no other work in the village.

When the dust and the grime make a man retire
And the son comes off for the chance of hire
Working in the dark just to feed your fire ...
There is no other work in the village.

Though Bilston is better than most, they say,
I would do everything to keep my son away.
Jobs like that won't come each day ...
There is no other work in the village.





You Won't Get Me Down In Your Mines

Chorus:
You won't get me down on the ground in your mines
Away from the trees and the flowers so fine
Down in the dark where the sun never shines
No, you won't get me down in your mines.

They dig for the coal for the most of their lives
Away from their children, away from their wives
To make others rich in the heat and the dark
But who's going to care when they're too old to work?

Chorus

There's many a miner has died underground
Died all alone when the roof tumbled down
Trapped in the dark underneath the great beams
And choked out his life in the gas-filled coal seams.

Chorus

I'll work in your factory, I'll work on your farms
Dig roads till the muscles stand out of me arms
I've fought in your army, I've been out to sea
But by Christ you won't make a coal-miner of me.

Chorus





Der Deserteur

Ihr sogenannten Herrn, ich schreibe euch ein Schreiben,
lest oder laßt es bleiben und habt mich alle gern.
Ich kriege da, gebt acht, die Militärpapiere,
daß ich in'n Krieg marschiere, und zwar vor Mittwoch nacht.
Ich sag' euch ohne Trug: Ich finde euch so öde,
der Krieg ist völlig blöde, die Welt hat jetzt genug.
Ihr sogenannten Herrn, ich sage euch ganz offen,
die Wahl ist schon getroffen: Ich werde desertier'n.

Seit ich auf Erden bin, sah ich viel Väter sterben,
sah Brüder viel verderben, sah weinen manch ein Kind;
sah Mütter voller Gram, sie konnten nicht vergessen,
sah andre vollgefressen, wohlauf trotz Blut und Schlamm.
Sah der Gefang'nen Leid; ums Leben nur belogen,
um ihre Frau'n betrogen, um ihre gute Zeit.
Früh, wenn die Hähne krähn, dann schließ' ich meine Türen,
will tote Jahre spüren und auf die Straße gehn.

Dann geht es drauf und dran auf Welle, Wind und Wegen
der neuen Welt entgegen, ich rufe jedermann:
Lebt euer Leben aus, ringt Furcht und Elend nieder,
schießt nicht auf eure Brüder in dieser Erde Haus.
Ihr sogenannten Herrn, müßt ihr denn Blut vergießen,
so laßt das eure fließen, ihr predigt das so gern.
Sagt eurer Polizei, sie würde mich schon schaffen,
denn ich bin ohne Waffen, zu schießen steht ihr frei.





Johnie Cope/The Atholl Highlanders


Jock sent a letter to Dunbar sayin' Cherlie meet me gin ye daur
it's I'll learn ye the erts o' war if ye meet me here in the morning.
Cherlie read the letter upon he drew his sword its scabbard from
sayin' follow me my merry men and we meet Johnie Cope in the morning.

Hey, Johnie Cope are you walking yet? And are your drums a-beating yet?
If yoo were walking I would wait tae gang tae the coals in the morning.

On the morrow when he did rise, he look'd between him and the skies
He saw them wi' their naked thighs, which fear'd him in the morning.
O then he flew into Dunbar, crying for a man of war;
He thought to have pass'd for a rudtic tar, and gotten awa in the morning.

Hey Johnie Cope ...

Sir Johnie into Berwick rade, just as the devil had been his guide;
Gien him the warld he would na stay'd to foughten the boys in the morning.
Says the Berwickers unto Sir John, o what's become of all your men;
In faith, says he, I dinna ken, I left them a' this morning.

Hey Johnie Cope ...





Andre, die das Land so sehr nicht liebten
(Theodor Kramer/Erich Schmeckenbecher)

Andre, die das Land so sehr nicht liebten,
war'n von Anfang an gewillt zu gehen;
ihnen – manche sind schon fort – ist besser,
ich doch müßte mit dem eignen Messer
meine Wurzeln aus der Erde drehn.

Keine Nacht hab ich seither geschlafen,
und es ist mir mehr als weh zu Mut;
viele Wochen sind seither verstrichen,
alle Kraft ist längst aus mir gewichen
und ich fühl, daß ich daran verblut.

Und doch müßt ich mich von hinnen heben,
sei's auch nur zu bleiben, was ich war.
Nimmer kann ich, wo ich bin, gedeihen;
draußen braucht ich wahrlich nicht zu schreien,
denn mein leises Wort war immer wahr.

Seiner wär ich wie in alten Tagen
sicher; schluchzend wider mich gewandt,
hätt ich Tag und Nacht mich nur zu heißen,
mich samt meinen Wurzeln auszureißen
und zu setzen in ein andres Land.





Song for Ye Jacobites

Ye Jacobites by name, give an ear, give an ear!
Ye Jacobites by name, give an ear!
Ye Jacobites by name,
Your fautes I will proclaim,
Your doctrines I maun blame – you shall hear!

What is right, and what is wrang, by the law, by the law?
What is right, and what is wrang, by the law?
What is right, and what is wrang?
A short sword and a lang,
A weak arm and a strang, for to draw!

What makes heroic strife, famed afar, famed afar?
What makes heroic strife famed afar?
What makes heroic strife?
To whet th' assassin's knife,
Or hunt a parent's life, wi bluidy war!

Then let your schemes alone, in the state, in the state!
Then let your schemes alone, in the state!
Then let your schemes alone,
Adore the rising sun,
And leave a man undone, to his fate!





Movitz wollte sein Student

Movitz wollte sein Student, sich senken in die acta,
buchstabierte exzellent grammatica contracta.
Dumm wie Stock, hic, haec, hoc, er gar bald sich lehrte,
kaufte sich 'nen schwarzen Rock, Pyroriebier verzehrte.

Drei Studenten, toll genug, die gingen mit zum Teufel,
kehrten ein in einen Krug, sehr durstig, ohne Zweifel.
Ohne Spaß, Movitz saß obenan als Praeses,
zechte bis zum Übermaß, erteilte neue theses.

Erste thesis war nun die, daß man genug getrunken,
wenn man stumpf wie ein Stück Vieh von seiner Bank gesunken.
"Pro ut pro, potta ob", schallt bei diesem Falle,
Movitz brüllte: "Corsito!", und corsito schrien alle.

Zweite thesis sagte mehr, welch Unterschied euch winket
zwischen Bier pluraliter und einem Mann, der trinket.
"Ratio ob, dubito, Niederlagen, Siege",
Movitz brüllet: "Habeo, ihr Küfer füllt die Krüge!"

Dritte thesis sollte dran, doch sank vom Stuhl der Praeses,
mit ihm sank ein andrer Mann, ein Opponent der theses.
Sanken um, filibum, riefen noch nach Dirnen,
wälzten in dem Schmutz herum die hochgelehrten Stirnen.





Notabene

Holt mir Wein aus vollen Krügen, notabene, Wein vom Sundgau,
und ein Weib soll bei mir liegen, notabene, eine Jungfrau.
Ewig hängt sie mir am Munde, notabene, eine Stunde.

Ach, das Leben lebt sich lyrisch, notabene, wenn man jung ist,
und es duftet so verführ'risch, notabene, wenn's kein Dung ist.
Ach, wie leicht wird hier erreicht doch, notabene, ein vielleicht noch.

Laß die Erde heiß sich drehen, notabene, bis sie kalt ist,
deine Liebste sollst du sehen, notabene, wenn sie alt ist.
Lache, saufe, hure, trabe, notabene, bis zum Grabe.





Ulla Winblads Landpartie

Seht Ulla, die Nymphe, die beglückt und leicht durch die Gräser springt,
wie sie sich mit bunten Blumen geschmückt zu Mollberg aufs Kutschbrett schwingt.
Nach Första geht's, dem Dörflein im Tal, zum Tanz und Trunk in festlichem Saal.
Dem Gaul mißhagt das Festgespann, er trottet nur träge voran.

Am Ziel springt die Nymphe flink vom Bock, ein Bild, wie die Sünde schön.
Beim Sprung von dem Bock verschiebt sich ihr Rock, es lohnt sich schon hinzuseh'n.
Ein Hahn scheucht seine Hennen vom Mist, weil keine ähnlich anmutig ist,
der Kirchturm gibt die Mittagszeit mit silbernem Festtagsgeläut.

Am Schanktisch kreist jetzt der Weinpokal, und Mollberg verliert den Halt.
Da zieht ihn die Nymphe quer durch den Saal, weil er sich am Rock festkrallt.
Schon tanzt sie nackt auf Tisch und auf Bank und schluckt dabei manch köstlichen Trank,
die Wirtin führt das Protokoll und strichelt die Strichliste voll.

Das Fest ist vorbei, es geht nach Haus', der Gaul haßt den Branntweingeruch,
er zittert und flieht und holt kräftig aus, und schon ist die Kutsche Bruch.
Der Straßengraben wird nun zum Bett, die Ulla liegt mit off'nem Korsett
an Mollbergs Seite recht kokett, so schnarchen sie froh im Duett.





In Hagas Zaubergärten

Kalter Nebel tränkt die Wiesen,
doch ein Falter macht sich breit.
Um den Morgen zu genießen,
öffnet er sein Blumenkleid.
Warte, gleich küßt dich die Sonne,
kleiner Wicht, du bist erregt.
Wähnst du schon in Fieberwonne,
daß dich Zephirs Atem trägt?

Wiesengrund, dein Schoß belebt sich.
Irgendwo im Busch spielt Pan,
und am Bachesrand erhebt sich
stolz und frei der weiße Schwan.
Fern vom Waldesrand dringt heller
Axtschlag über See und Land,
tummelt auf dem Wiesenteller
und kehrt um am Felsenrand.

Sieh, in Brunnsvik die Najaden
heben goldne Hörner auf.
Schaum spritzt über den Kaskaden
bis zur Sonnenkugel rauf.
Fohlen toben, Räder stauben,
Pferdehufe stampfen schwer,
in den Weiden gurren Tauben,
und ein Bauer lächelt her.

Welche Lust, im Park zu gehen,
wenn im Tau das Gras vibriert,
und die Herrlichkeit zu sehen,
die hier anmutig regiert.
Wo Monarchen so regieren
ohne Gier und Beutelei
und die Ehrfurcht nicht verlieren,
atmet selbst der Griesgram frei.





Die Beerdigung von Löffbergs Frau

Schau, wie die Nacht unsre Schatten verschlingt,
Movitz, mein Bruder, tritt leise.
Schau, wie das Licht in der Erde ertrinkt.
Charon ruft zur Reise.
Unsre Schwester wird im Boot bei ihm sein.
Movitz, hilf mir, einen würdigen Stein
ihr auf das Lager zu tragen.
Komm, pack mit an, und dann laßt uns beim Wein
ihr ein Lebewohl sagen.

Ach, Todesvorspiel im mystischen Reich
unter den rauschenden Linden.
Schönheit und Häßlichkeit werden sich gleich.
Tod und Zeit verbinden.
Glück, sonst dreistfrech wie der wirbelnde Wind,
meidet Stätten, die dem Tod eigen sind.
Niemand mag hier gerne schaffen.
Feinde bereuen und brechen geschwind
vor der Gruft ihre Waffen.

Armsünderglöckchen zum Großglockenklang.
Dann tritt der Küster ins Freie.
Alles ist würdig. Ein Kinderchorsang
gibt dem Ort die Weihe.
Blumentrampelnd folgt das Trauergeleit
hin zur Gruft, wo schon die Schemel bereit,
dort an der schattigen Mauer.
Jeder verbeugt sich, nimmt Anteil am Leid,
jeder pflegt seine Trauer.

Sie hat jetzt Ruhe vor Schlägen und Streit,
deine geplagte Gemahlin.
Löffberg, du Scheusal, jetzt bist du soweit,
jetzt gibst du dich deiner Qual hin.
Ach, wir nehmen heute Abschied von ihr.
Ach, wie soff sie gerne Branntwein und Bier.
Lustig war'n ihre Gelage!
Durstig war sie, na, und durstig sind wir!
Durst ist wahrlich eine Plage!





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