Das Krähenlied

Zwischen den Kriegen krächzen drei Krähen,
eine blind, eine bleich, eine federlos:
„Der nächste Krieg wird uns eine Nummer zu groß."
Der nächste Krieg in Deutschland begann schon im Frieden vorher,
als sie den ersten Stiefel machten fürs neue Militär.
Man schafft sich doch keine Soldaten an mit Helm und Fahneneid,
nur daß sie dann nicht schießen soll’n ... „Fröhliche Zwischenkriegszeit!"
Der nächste Krieg in Deutschland, den gibt es ja schon lang,
seit im Maiaufmarsch verstummte der „Nie-wieder-Krieg"-Gesang.
Man schämt sich doch nicht für den Frieden schon in der Nachkriegszeit,
wenn da nicht wer an Kriege denkt ... „Fröhliche Zwischenkriegszeit!"

Zwischen zwei Kriegen krächzen drei Krähen,
eine arm, eine alt, eine abgezehrt:
„Der nächste Krieg wird gigantisch und unerhört!"
Der nächste Krieg in Deutschland begann, als der Kanzler sprach:
„Wir rüsten zwar jetzt nicht mehr auf, jedoch wir rüsten nach!"
Man rüstet doch nicht um so viel Geld mit aller Rüstigkeit,
nur daß man’s dann in die Ecke stellt ... „Fröhliche Zwischenkriegszeit!"

Zwischen zwei Kriegen krächzen drei Krähen,
eine schwach, eine schwarz, eine invalid:
„Der nächste Krieg, der reißt uns noch allesamt mit!"
Für den nächsten Krieg in Deutschland sind Raketen stationiert,
gesteuert sind sie von anderswo, doch in Deutschland sind sie postiert.
Man läßt doch nicht Fremde bestimmen den Tod und die Abschußzeit,
wenn das kein Schlachtfeld werden soll ... „Fröhliche Zwischenkriegszeit!"

Drei krächzende Krähen, die kämpfen sich nach Grönland im eisigen Wind,
doch was machen all die anderen, die dageblieben sind?