Der Deserteur

Ihr sogenannten Herrn, ich schreibe euch ein Schreiben,
lest oder laßt es bleiben und habt mich alle gern.
Ich kriege da, gebt acht, die Militärpapiere,
daß ich in'n Krieg marschiere, und zwar vor Mittwoch nacht.
Ich sag' euch ohne Trug: Ich finde euch so öde,
der Krieg ist völlig blöde, die Welt hat jetzt genug.
Ihr sogenannten Herrn, ich sage euch ganz offen,
die Wahl ist schon getroffen: Ich werde desertier'n.

Seit ich auf Erden bin, sah ich viel Väter sterben,
sah Brüder viel verderben, sah weinen manch ein Kind;
sah Mütter voller Gram, sie konnten nicht vergessen,
sah andre vollgefressen, wohlauf trotz Blut und Schlamm.
Sah der Gefang'nen Leid; ums Leben nur belogen,
um ihre Frau'n betrogen, um ihre gute Zeit.
Früh, wenn die Hähne krähn, dann schließ' ich meine Türen,
will tote Jahre spüren und auf die Straße gehn.

Dann geht es drauf und dran auf Welle, Wind und Wegen
der neuen Welt entgegen, ich rufe jedermann:
Lebt euer Leben aus, ringt Furcht und Elend nieder,
schießt nicht auf eure Brüder in dieser Erde Haus.
Ihr sogenannten Herrn, müßt ihr denn Blut vergießen,
so laßt das eure fließen, ihr predigt das so gern.
Sagt eurer Polizei, sie würde mich schon schaffen,
denn ich bin ohne Waffen, zu schießen steht ihr frei.